Rede zur Trauerfeier am 30. Juli 2013

Dienstag, 30. Juli 2013

 

Liebe Familie, liebe Freunde und Trauergäste,

 

wenn man um einen Menschen trauert und, insbesondere unmittelbar nach seinem Tod, vor Fassungslosigkeit wie benebelt zu sein scheint, fallen einem Bilder ein, wie man diese geliebte Person - rein äußerlich zunächst - in Erinnerung behalten möchte.

 

Das ist fast wie ein Täuschungsmanöver, mit dem man sich vormachen möchte, der Tod sei nur ein Alptraum, der endgültige Abschied nur eine grausige Einbildung gewesen.

 

Es sind, neben Udo Kilbs Familie heute viele, SEHR viele Freunde hier zusammengekommen, und mit ihnen kam eine Unzahl von Bildern, die sozusagen individuell hinter dem geistigen Auge jedes Einzelnen abspulen.  Das ist kein Wunder beim Gedenken an eine solch ausdrucksstarke Persönlichkeit mit so viel kraftvoller, löwischer Präsenz.

 

Jeder von uns, mit seinem ganz EIGENEN Bild vor Augen, verabschieden wir heute GEMEINSAM einen Menschen, dem Gemeinschaft, Gemeinsamkeit und Familie so viel bedeuteten, einen Menschen, der - obwohl in der Lage, jederzeit und für jeden ein gutes Wort einlegen zu können - kein Mensch der großen Worte war, sondern vor allem ein "Macher".  Einer, dem das praktische Umsetzen von Ideen am Herzen lag - und er hatte ein GROSSES Herz, hatte VIELE Ideen!

 

Unter all den Bildern, die hochgespült werden, hat sich mir ein Foto von Udo eingeprägt, das Sie vielleicht auch schon kennen oder später noch zu Gesicht bekommen werden. Es schafft es in meinen Augen, die vielen reichhaltigen Facetten seines Menschseins visuell zu komprimieren. Gewiss - auch das kann nicht mehr sein als ein Hinweis darauf, was hinter dem Äußeren steckt, denn "man kann nur mit dem Herzen gut sehen", das Wichtige bleibt dem Auge verborgen, wie es im "Kleinen Prinzen" heißt.

 

Ich meine das Foto vom lächelnden Bio-Bäcker im Kajak-Outfit.

Mit beiden Beinen fest auf dem Boden dessen stehend, was viele Jahre lang die Grundlage seiner Realität bildete: Getreide, die Basis für die Umsetzung einer grandiosen Idee und zentralen Lebensaufgabe des "Erfinders guten Vollkornbrotes".

Kraft und Vitalität ausstrahlend, hält er dabei lässig das "Bäcker-Paddel" in der Hand und muss es nicht fest umklammern. Man spürt: DER kommt nicht ins Rudern. Mit einer Hand die Richtung weisend, hat er die Finger der anderen Hand nur locker aufgelegt.  Die Weste, für den Notfall angezogen, trägt er offen und legére, so bleibt ihm genügend Bewegungsfreiheit. Dabei sein typisches, warmes und gewinnendes Lächeln,  bekanntermaßen Ausdruck seines Charmes.

 

Das Bild strahlt genau diese menschliche Wärme, Offenheit und Großzügigkeit aus, von der Mitarbeiter und ehemalige Bäckerkollegen allesamt sprechen, wenn sie an Udo als ehemaligen Chef denken und ihm eine Eins Plus für Fairness bescheinigen, seinem Eingehen auf Wünsche und Verständnis für ihre Befindlichkeiten und Bedürfnisse.

In 30 Jahren seit Betriebsgründung im Mai 1983 sind viele Bäcker bei Mulinbeck ausgebildet worden, einige von ihnen haben sich später selbständig gemacht und den Mulinbeck-Samen weiter verbreitet. Viele Menschen haben nicht  nur im Wortsinn "Brot und Arbeit" bekommen. Sie fühlten sich hier aufgehoben, weil Udo ihnen mit Empathie begegnete, sahen sich akzeptiert, weil er keine langen Erklärungen verlangte für manchmal schwierige persönliche Lebenssituationen. Er versuchte stets, diese Umstände im Tagesablauf des Betriebs zu berücksichtigen, half oft genug in Notlagen nicht nur finanzieller Art auf die Sprünge und brachte die Geduld auf, wenn sich jemand neu "sortieren" musste.

 

Er war kein "Erbsenzähler", wie es einer seiner ehemaligen Mitarbeiter ausdrückt, sondern teilte aus mit großem Herzen. Und zwar authenthisch, die "soziale Ader" war Udo naturgegeben und aus seiner Geschichte entstanden, er musste sie sich nicht während seiner Sozialarbeiterausbildung erarbeiten.

 

So schuf er die Basis für einen erfolgreichen Betrieb, den er zeitweilig mit einer Nonchalance führte, die nicht immer im Sinne seiner Großzügigkeit verstanden worden war. Die Kunst, das Paddel so lässig zu halten, ohne in die Gefahr des Kenterns zu geraten, darin war Udo Meister, auch wenn sein unkonventioneller Führungsstil nicht immer einfach zu verstehen war.  

 

Er setzte bei Angestellten das voraus, was er auch sich selber abverlangte: Verantwortung zu tragen, eigene Ideen zu entwickeln, keinem festgeschriebenen Schema ungefragt zu folgen, stattdessen flexibel sein und mitdenken zu können.  Und natürlich, immer oberstes Gebot: stolz sein zu können auf die Qualität eines Mulinbeck -Spitzenprodukts!

 

Das führt uns zu einem Abstecher in Udo's Jugendjahre und in eine alles andere als lineare Karriere und Lebensplanung. Selbst in einer seit zwei Generationen bestehenden Bäckerfamilie großgeworden, machte Udo ebenfalls eine Bäckerlehre außerhalb des elterlichen Betriebs in Seligenstadt. Er musste früher als geplant zurück in die Bäckerei seines Vaters, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht länger ausführen konnte. Damit begann eine äußerst schwierige Zeit in der Auseinandersetzung mit seinem Vater, zudem im Kontext der "heißen Zeit" der 68er. Die Konsequenz: Udo "schmeißt den Beddel hin".  Das konnte es schließlich nicht gewesen sein!

Gerade 18 Jahre alt, war er  viel zu beschäftigt, das LEBEN zu entdecken und wollte raus aus der Enge eines verschlafenen Milieus mit der für ihn vorgedachten Zukunftsplanung. Auch die anschließende Ausbildung in Lebensmittel - Technologie in Lemgo Anfang der 70er Jahre war  nicht "das Gelbe vom Ei". 

 

Nicht schwer ist es, sich vorzustellen, welch magische Anziehungskraft Frankfurt in diesen bewegten Zeiten auf jemanden wie ihn ausübte, der zum Sponti geradezu geboren war. Und so geht Udo "dahin, wo die action is...", um Sozialarbeit zu studieren und im Anschluss mit schwer erziehbaren Jugendlichen im sozialen Brennpunkt der Stadt zu arbeiten.  

 

Nur kurze Zeit nachdem er Heidi kennengelernt hatte, wird 1974 sein Sohn Benjamin geboren. Als junger 23 -jähriger Vater, der sich emanzipiert hatte von bürgerlichem Muff und elterlicher Bevormundung, versuchte nun, eine neue, unkonventionelle Familienkonstellation zu leben.

 

Als er mit Menschen aus dem Kreis der "Aussteiger-Szene" in Berührung kommt, die auf der Suche nach dem "einfachen", "besseren" Leben als Selbstversorger auf dem Land leben wollen, entscheidet sich Udo, auch ein Suchender, in den Vogelsberg zu ziehen.

Udo, Heidi, Benjamin - das sollte nicht das Auslaufmodell der traditionellen Kleinfamilie spiegeln, sondern ein neues Beziehungskonzept verkörpern, das in einen Wohngemeinschafts -Kontext eingebunden wurde und in den übergeordneten gesellschaftlichen Rahmen.

 

Man probierte- so auch Udo -  vieles aus, und nicht immer ging alles reibungs- und schmerzlos. Eigene Verletzungen aus Kindheitstagen bejammerte er nicht selbstmitleidig oder mit bitteren Schuldzuweisungen. Er war, auch bei all seinen später geborenen Kindern, immer ein fürsorglicher und liebender Vater, doch nie ein "Übervater", der sie vor der Konfrontation mit dem Leben zu bewahren suchte. Das hätte seinem eigenen Freiheitsdrang widersprochen.

So war es ein schönes Gefühl, beim Papa vorne im Körbchen sitzend, auf dem Fahrrad mittags durch den Stadtpark zu düsen, weniger schön allerdings, wenn Papa abends unterwegs und mittendrin im Leben sein wollte, diesem Privaten, das politisch war.

 

Die Intensität der für Vater und Sohn so wichtigen und prägenden Vogelsberger Zeit endete, als Benjamin in Frankfurt eingeschult wurde. Beide mussten, jeder auf seine Art, mit dieser schmerzhaften, wenn zunächst auch nur räumlichen Trennung zu leben lernen, mit der Enttäuschung und dem Gefühl, verlassen zu werden.

 

Udo, ein extrovertierter Mensch, der immer stark war im nach Außen Agieren und der übersprudelte vor Ideen, konzentriert sich auf neue Betätigungsfelder.

In zwei Wohngemeinschaften im Vogelsberg, wo er sich beim Schreinern, Möbelbau oder oft auch schraubend unter seinem VW -Bulli liegend handwerklich ausleben konnte, entdeckte er schließlich wieder die Lust aufs Brotbacken. Er mietete ein Haus in Sellnrod, unweit einer Mühle mit Backhaus. Es war, als ob nach Jahren im Schlummerzustand sein "Bäcker-Gen" aktiviert  worden wäre und damit eine neue Geburt eingeleitet hätte: die des "Roggen-Grob-Schrot". Was kommt, schreibt Bio-Geschichte und ist der Anfang und Aufstieg von Vollkornbrot. Gebacken wird einmal in der Woche, die recht rustikalen freigeschobenen Brotlaibe in Gießen und Büdingen an die Pioniere der Naturkostbewegung verkauft.

 

Damit beginnt eine weitere neue Phase, in welcher Udo Christiane kennenlernt.

Dieser charismatische Genussmensch mit Stirnband, ein "organischer" Kerl mit nur leicht abgerundeten Ecken und sichtbaren Kanten wie seine selbstgezimmerten Möbel, hatte sie regelrecht verzaubert. Er war offensichtlich auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs und sein Charme unwiderstehlich. 

 

Sie ziehen bald zusammen, 1984 heiraten sie, und ihr Sohn Jonathan wird geboren.  "Wenn schon, denn schon", hört man den lebensbejahenden Macher förmlich sagen, und so wächst die Familie in den folgenden Jahren.  Julius wird 1986 geboren, Noah 1989 und 1993 -  endlich auch ein Mädchen!- kommt Lea zur Welt. 

 

Mit Benjamins Einzug, der sich entschließt, beim Vater eine Bäckerlehre zu beginnen, ist die Familie noch einmal gewachsen. Sie wohnt schon seit einigen Jahren direkt über der Backstube im selben Haus, das zwischenzeitlich mehrere Male umgebaut, die Bäckerei Stück für Stück erweitert wurde.  "Tag der offenen Tür" ist im Haus Kilb ein Dauerzustand. Ein bisschen erinnert das kreative Chaos an alte WG-Zeiten, wo alles Private verpönt war.  

 

Trotz eines anstrengenden Berufs, der Verantwortung, einen Betrieb zu führen, fand Udo durch die Unterstützung seiner Frau genug Zeit für eine weitere große Leidenschaft, nämlich Fahrradfahren. Ein Ventil für seine schier unbändige Energie, für die es kein Genug gab. 

Udo und Fahrradfahren - das gehörte zusammen wie Mulinbeck und das "Roggen-Grob".

Diese Leidenschaft, für die er sich neben seiner Passion für's Backen immer genügend Zeit nahm, ist eine schöne Metapher für seine Art, das Leben anzupacken: ohne Zögern, risikobereit, mit vollem Engagement, an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinausgehend wollte er seinen Koerper spüren. Kraftvoll aber auch kraftzehrend. 

 

Seine überbordende Energie konnte etwas Getriebenes an sich haben, manchmal schien er das Leben wie einen Triathlon zu handhaben. Eine Disziplin nach der anderen, dazwischen keine Verschnaufpause.  Die Ruhe, die er sich hätte gönnen sollen, konnte er nur kurz ertragen.  Vielleicht spürte er die Angst, seine Angst des einsamen, verloren durch die Welt tappenden Kindes und konnte diesen Zustand nicht aufkommen lassen. 

 

Es gab Momente, wo er seiner Rastlosigkeit Einhalt gebieten konnte, wenn auch nur für eine halbe Stunde, in der er sich zum Stillsitzen - aufraffte, das ist wahrscheinlich das richtige Wort.  Diese kostbaren Minuten des "Nichtstuns", zu dem er sich regelrecht überwinden musste, gaben ihm die Portion Kraft, wieder auf die Überholspur auszuscheren.

 

Selbst während seiner Krankheit in den letzten Monaten nutzte er jede Gelegenheit, die ihm der verdammte Krebs als Verschnaufpause  gönnte, wenigstens für eine kleine Runde auf dem Rad.

Als er selbst dazu nicht mehr die Kraft hatte, verfolgte er im Fernsehen mit gebanntem Interesse die Tour de France. Er selbst hatte ja sogar zweifach die legendäre Tagesetappe auf den Mt. Ventoux gefahren, das erste Mal mit Christiane und zwei Söhnen im VW -Bus-Begleitfahrzeug. Das einzige "doping", das er sich dabei gönnte, war " e Kippsche" auf dem Gipfel.

 

Sportlicher Ehrgeiz, sein "Biss", war dabei nur ein Aspekt, diese enorm schwierige Bergstrecke  zu bewältigen. Vielmehr ging es ihm um das Erlebnis, seine Verbindung zur Natur. Ihn faszinierte dieser weiße, in die karge Landschaft eingebettete "magische" Berg mit der in Nebel gehüllten Spitze. Vielleicht fühlte er sich ja hier, in solch gigantischer Weite, Leere, Stille mit seiner eigenen Verlorenheit am besten aufgehoben...

 

Der Freigeist Udo hatte für Dogmen nichts übrig und widersetzte sich fast trotzig und wie aus Prinzip Beschränkungen. Gerade deshalb genoss er uneingeschränkte Grenzenlosigkeit in der Natur. 

 

Fahrradfahren und Bergwandern gerade vermittelten ihm genau dieses Gefühl, frei zu sein und gleichzeitig Entdecker, Eroberer. Hier konnte er seinen "Eroberungsdrang" ausleben. Fahrradwege, womöglich asphaltiert, waren zu vermeiden, Kartenmaterial ein nützliches, doch nicht unbedingt notwendiges Hilfsmittel.

Auf der Suche nach genialen Abkürzungen und neuen unbekannten Strecken fand Udo sprichwörtlich "aufreibende" Wege, beim Wandern spornten Dickicht, Dornen oder Zäune seinen Ehrgeiz geradezu an. Seinem charismatischen Führungsstil konnte man auch hier nur selten widersprechen, wenn er bestimmt die Marschrichtung anzeigte.

 

Selbst die Art und Weise, wie er mit seiner Krankheit umging, reflektiert diese Lebenseinstellung.  Kampf, ja! Kein Aufgeben! Dem Krebs die Stirn bieten, aber sich nicht vorschreiben zu lassen, sein Leben total ändern oder sich einem rigiden Diätplan unterwerfen zu müssen. Udo liebte alle sinnlichen Aspekte des Lebens bis in die letzte Faser, gutes Essen und Trinken gehörten natürlich unbedingt dazu. Scherzhaft auf seinen Bauch aufmerksam gemacht, dem sichtbaren Beweis für seine kulinarischen Vorlieben, entgegnete er, während er seinem geliebten "corpus delicati" einen liebevollen Klaps verpasste: "Des is mei Lebe!" Das scheinbar Widersprüchliche in seiner Lebensweise - wie z.B. kann ein Biobäcker rauchen? - ist Beweis für seine Ganzheit und Authentizität. Der Erfinder des guten Brotes, gleichzeitig ein vehementer Vertreter des Rechts auf Currywurst.

 

Seine Krebserkrankung behandelte Udo nicht als geheime Privatsache, er zog sich nicht zurück wie ein krankes Tier oder ließ sich aus pietätvollem Abstand bemitleiden.

Oft schleppte er seinen kleinen Koffer mit Flüssignahrung, die er während der Nachbehandlung in der Chemotherapie verabreicht bekam, mit sich herum und tauchte damit nachts in der Backstube auf, wenn er keinen Schlaf finden konnte. Einen Blick aufs Brot - interessierte "Qualitätskontrolle" -, dann noch "e Kippche" mit den Bäckern, bevor er sich wieder davonmachte.

 

In den kurzen Abschnitten des Krankheitsverlaufs, und wenn sich sein Zustand zu verbessern schien, wollte er sich am am liebsten sofort wieder aufs Rad schwingen, dort anknüpfen, wo er mit seiner Kraft und seinem Körpergefühl stand, bevor der Krebs ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Er war zutiefst frustriert über seine physische Schwäche, aber jene Ausdauer, die er sonst an den Tag legen konnte, fehlte ihm jetzt im Hineinhorchen in das, was ihm sein Körper mitzuteilen hatte. Jetzt hätte er die Portion Geduld für sich gebrauchen können, die er so großzügig anderen immer entgegengebracht hatte.

 

Seine starke Gesundheitskonstitution, die ihm immer ein Leben garantiert hatte, das aus dem Vollen schöpfte, verwarf jeden Gedanken an das Gegenteil - die Möglichkeit, vor dem Krebs die Waffen strecken zu müssen, war schlicht indiskutabel. Er machte uns alle glauben, dass er die Krankheit genauso bezwingen würde wie er einen Triathlon gewinnen konnte.

 

Erst in den letzten Wochen seines Lebens sprach er über die Möglichkeit, bald sterben zu müssen.  

 

Die Angst vor seinem Tod? Davon hörte man ihn nur reden, wenn ER diese Furcht den Menschen um sich herum nehmen wollte, wenn ER sich sorgte, jemand anders mache sich um ihn Sorgen. Er hatte sich in seinen letzten Tagen bereits von Frau, Kindern und Freunden verabschiedet und wollte es keinem schwermachen, wünschte sich nur, in Gegenwart seiner Familie sterben zu können. Er liebte die betriebsame Geschäftigkeit seines Hauses und der Bäckerei in Düdelsheim, wo wie in einem Bienenschwarm bis wenige Tage vor seinem Tod ein ständiges Ein- und Ausgehen und geschäftiger Lärm herrschten.  Hier, eben mitten im Leben, fühlte er sich noch einmal wohl, bevor die Krankheit seinem Körper keine Chance mehr gab.

Mit geschlossenen Augen lag er auf dem Sofa und lauschte, sein unwiderstehliches Lächeln die Mundwinkel umspielend, entspannt den vertrauten Geräuschen, dem Lachen und den Gesprächen seiner Kinder. 

Sie waren es, und seine Frau Christiane, die sich, bis zum allerletzten Moment an seiner Seite, Tag und Nacht um ihn kümmerten und ihn beim Sterben begleiteten.

 

Er hatte die Bitte, ihn nicht mit unsrer Trauer, unsrem Schmerz, unsrer Liebe zu erdrücken. Das Versprechen, bei seinem Tod nicht traurig zu sein, werden wir ihm als Wunsch nicht erfüllen können. Doch versprechen können wir ihm, sein Leben als Inspiration für unser Leben zu betrachten. Das Leben als Experiment zu leben, voller Leidenschaft und mit ganzem Herzen. Ich bin sicher, undogmatisch und verzeihend wie er immer war, wird er diesen Kompromiss annehmen.

 

"If you love somebody, set them free".  Dieser Aufforderung von Sting, dessen Song Udo liebte -  wenn du jemanden liebst, ihn frei zu lassen, wollen wir heute nachkommen.

Trotz allen Schmerzes und der Trauer, die wir angesichts des Todes dieses geliebten Menschen empfinden, wollen wir sein LEBEN feiern, das er mit aller Leidenschaft geliebt hat. Zu seiner Musik gehörte auch die seines Namensvetters Udo, ebenfalls ein alter Sponti und rastlos Reisender, dessen Abschiedsworte in einem Song lauten: "Hinter´m Horizont geht´s weiter, ein neuer Tag..."

 

So long Udo, deine Reise ist erst mal zu Ende. Danke, dass wir dich kennen und lieben durften.



Die von Steffen Klink erarbeitete Rede wurde von Peter Hölzel vorgetragen.



Die Musik während der Trauerfeier wurde von

Georg Crostewitz vorgetragen:

 

1. Talking to the moon
2. Crystal Silence
3. Last Outerbridge
4. Tarek`s Theme

 

Die Titel 1, 3 und 4 wurden auf der CD „Talking to the Moon“ veröffentlicht. Titel 2 ist im Original von Chick Corea. Alle Titel der CD „Talking to the Moon“ bei amazon, bei iTunes

 

Der Posaunenchor spielte die Titel:

 

1. What a wonderful World

2. Bleib bei mir, Herr (Deutsche Fassung von Abite with me)


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